487. Abokonzert

20. November 2022 (17 Uhr) • Klostersaal

Bennewitz Streichquartett

Das Bennewitz-Quartett aus Tschechien gehört zu den internationalen Spitzen-Kammermusik-Ensembles, was durch ihre ersten Preise bei bekannten Wettbewerben bestätigt wurde. Sie waren Gäste bei bekannten Festivals und traten mit Weltklasse-Künstlern auf. Ihr musikalischer Schwerpunkt liegt bei Werken aus ihrer reichen heimischen tschechischen Musiktradition.

Das Quartett tritt in den großen Konzerthäusern der Welt auf, sowohl in Tschechien als auch im Ausland: Dazu gehören die Wigmore Hall in London, der Musikverein Wien, das Konzerthaus Berlin, das Théâtre des Champs-Elysées Paris, The Frick Collection New York oder das Seoul Art Center. Das Ensemble wird regelmäßig zu Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Luzerne Festival, dem Rheingau Musik Festival, dem Kammermusikfest Lockenhaus und dem Prague Spring eingeladen. Die Gruppe hat mit herausragenden Solisten zusammengearbeitet wie Jean-Yves Thibaudet, Alexander Melnikov, Vadim Gluzman, Isabel Charisius, Pietro de Maria, Reto Bieri, Danjulo Ishizaka.

Das Quartett trägt seit 1998 den Namen des Geigers und Direktors des Musikkonservatoriums Prag, Antonín Bennewitz (1833-1926), der einen bedeutenden Beitrag zur Begründung der tschechischen Violinschule geleistet hat.

Die Künstler

  • Jakub Fišer – Violine
  • Štěpán Ježek – Violine
  • Jiří Pinkas – Viola
  • Štěpán Doležal – Violoncello
Bennewitz Streichquartett (Photo: ©Pavel Ovsík)

Das Programm

  • Joseph Haydn (1732-1809): Streichquartett Es-Dur op. 33/2
    „Der Scherz“ 
  • Robert Schumann (1810 – 1856) – Streichquartett A-Dur op. 41/3
  • Pause
  • Antonin Dvořák (1841 – 1904) – Streichquartett C-Dur op. 61

Zum Haydn-Quartett: Die Briten haben das Es-Dur-Quartett mit dem Spitznamen „the joke“ bedacht. Das quirlige Finale dieses Werkes endet nämlich mit einem der berühmtesten Beispiele für Haydns unbezwingbaren Hang, seine Zuhörer aufs Glatteis zu führen. Offenbar mussten die Engländer über diesen „joke“ so herzhaft lachen, dass diesem Quartett im Inselreich der Erfolg bis heute treu geblieben ist. Für das Presto-Finale fiel Haydn ein Thema im Tanzrhythmus einer Giga ein, ein echter „Ohrwurm“, den sich sein Freund Mozart besonders gut einprägte: Im Finale des zweiten „Preußischen Quartetts“ KV 589 erinnerte sich Mozart 1790 an Haydns Thema, das er auf meisterliche Weise abwandelte. In beiden Finali ist das Prinzip das Gleiche: Mit den vier Bausteinen des Themas – kurze Phrasen von je zwei Takten Länge – jongliert der Komponist auf virtuose Weise. Haydn pickte sich sämtliche Zwei-Ton- und Drei-Ton-Motive aus seinem Thema heraus, um ihnen im Lauf des Satzes alle möglichen Pointen abzulauschen. Den Schluss des quirligen Satzes aber hat er durch einen Adagio-Einschub und vier Generalpausen ins schier Endlose gedehnt. Die vier Teile des Themas erklingen zwar nacheinander, aber durch die Generalpausen getrennt. Dabei ist Vorsicht geboten: Man sollte auf keinen Fall zu früh klatschen, denn die letzte Phrase wird nach drei Takten (!) Generalpause noch einmal wiederholt!

Abendprogramm

 Presseartikel

Grandioses Klassik-Konzert des Bennewitz-Streichquartetts im Kloster Wennigsen

Das Bennewitz-Quartett am 20.11.2022

von Dietmar Grünreich

Am vergangenen Sonntag veranstaltete der Kulturkreis Kloster Wennigsen das 3. Konzert der Saison mit dem international renommierten Bennewitz-Streichquartett aus Prag. Die vier Musiker JAKUB FIŠER (Violine), ŠTĚPÁN JEŽEK (Violine), JIŘÍ PINKAS (Viola) und ŠTĚPÁN DOLEŽAL (Violoncello) hatten ein Programm gestaltet, das sich an der Wiener Klassik orientiert.

Zu Beginn spielten sie das 2. Streichquartett Es-Dur op. 33 („Der Scherz“) aus der Reihe der sechs „Russischen Quartette“ von Joseph Haydn (1732-1809). Er hatte sie als Unterhaltungsmusik für eine hochrangige russische Delegation geschrieben, die Wien um 1780 besucht hatte. Die mit meisterhafter Leichtigkeit und perfektem Zusammenspiel vorgetragene Haydn-Musik bot beste Unterhaltung auch für die Zuhörer im Wennigser Klostersaal. Anschließend erklang das 1843 komponierte Streichquartett A-Dur op. 41/3 von Robert Schumann (1810 – 1856), eine romantische, virtuose Musik auf der Grundlage der Wiener Klassik.

Nach der Pause spielten die Musiker das um 1880 im Auftrag eines Wiener Geigers komponierte Streichquartett C-Dur op. 61 von Antonin Dvořák (1841 – 1904). Dvorak wollte damit beweisen, dass er auch Musik für „Wiener Ohren“ komponieren kann. Es sei, wie er sagte, „von seinen Kammermusikstücken das größte und das vollendetste“. Dass ihr Landsmann damit recht gehabt haben mag, zeigten die vier Prager Musiker mit ihrer souveränen, hochmusikalischen Interpretation.

Das Publikum im vollbesetzten Klostersaal erlebte ein Streichquartettkonzert der Superlative: Das Bennewitz-Quartett überzeugte durch seine Musikalität, seinen warmen, homogenen und ausdrucksstarken Streicherklang, seine meisterliche Interpretation der Werke und sein souveränes Zusammenspiel. Für die außergewöhnliche Begegnung mit der „Königin der Kammermusik“ (Joseph Haydn) bedankte sich das Konzertpublikum mit begeistertem Beifall. Das Bennewitz-Quartett verabschiedete sich mit „Alla Tango Milonga“ des deutsch-tschechisch-jüdischen Komponisten Werner Schulhoff als Zugabe.

Quellenangabe: Gehrden/Ronnenberg vom 30.11.2022, Seite 7